Das Leben im Outback – Lektion Eins

Zwei Tage bin ich auf der Farm und habe schon glatte 25 Stunden gearbeitet. Ein stolzer Anfang. „Mittendrin statt nur dabei“, ist hier wirklich das Motto schlechthin! Es gibt hier drei Grundregeln, die ich bisher verinnerlichen konnte!

1. Vergesse niemals nicht deinen Hut!!!

Die Sonne in diesem Kontinent frisst dich förmlich. Sie brennt erbarmungslos auf dich hinab. Und all die Bäume mit ihren Streichholzärmchen können dir nicht wirklich Schutz und Schatten bieten. Deshalb ist ein Hut Überlebenswichtig. Ich bekomme langsam das Gefühl, wir hätten in diesen Gegenstand mehr investieren sollen, als 6 Dollar bei Kmart…

2. Fluchen ist gesund und gehört zur Tagesordnung

 Baue in jedem deiner Sätze mindestens einmal das Wort „bloody“ ein. Falls du dir nicht sicher bist wo, verwende es mehrmals. Wird es ein wenig stressiger oder rauer kannst du auch alternativ „Fucking“ oder „fuck“ sagen. Wenn du ganz wild wirst dann baust du Sachen wie „Son of a bitch“ oder „stupid bitch“ ein. Je mehr desto besser.

3. Es ist niemals zu wenig Zeit um sich lässig gegen Etwas gegen zu lehnen!

Auch im größten Trubel schaffen es diese Menschen relaxt auszusehen. Eben rasen sie noch auf Motorrädern oder Buggy´s (Foto weiter unten) hinter Rindern her, um im nächsten Moment dann schon lässig die Hüfte vorzuschieben und sich gegen den nächst besten Gegenstand zu lehnen. Das kann ein Baum oder eine Wand sein, ein Auto oder auch ein Pferd, bevorzugt werden allerdings Zäune, denn hier kann man sich nicht nur anlehnen, sondern auch noch lässig einen Fuß auf eine Latte stellen.

Wenn man diese Grundregeln beherzigt, dann überlebt man schon mal die ersten paar Stunden hier. Aber mal im Ernst, es gibt hier keine Einführungszeit oder Schonfrist… Wenn du hier bist, dann packst du mit an. So fand ich mich an meinem ersten Tag am Steuer eines 4WD (Allradantrieb) wieder und düste über Stock und Stein. Eine Stunde später stand ich dann plötzlich in der Mitte einer zusammengetrieben Rinderherde und versucht diese in einen Truck zu scheuchen. Zwischendurch musste ich mich mit beherzten Sprüngen auf den Zaun retten (der mal doppelt so groß war, wie ich) um mich vor wilden Bullen in Sicherheit zu bringen. Später am Tag saß ich dann plötzlich selber in einem dieser Buggys und trieb Rinder durch den Busch.

nd die fahren hier wie die Irren! Über Stock Steine und Bäume, kein Hindernis ist groß genug um ausweichen zu müssen. Einfach drüber und gib Gas. Ich hielt tapfer durch und blickte ab und an neidisch zu den schätzungsweise 12 Jährigen Töchtern der Farmer hinüber, die alles mit links mitmachten.

Obwohl ich mit meiner Ausstattung eher aussehe wie ein Hobbygärtner, als ein richtiges Cowgirl, versuche ich mein Bestes. So düste ich heute Morgen bereits um 6:30 Uhr mit einem dieser Buggy´s durch die Gegend.

David, der Herr dieses riesigen Areals, ich schätze ihn übrigens um die 65 Jahre, brachte mir in einem zwei Minuten Kurs bei, wie ich das Ding fahre und dann gings los. Mit ihm zusammen brausten wir zu sämtlichen Wasserquellen hier in der Gegend. Es ist sehr trocken und es ist wichtig, dass die Pumpen funktionieren, ansonsten verenden die armen Rinder schnell in der Hitze. Die riesigen Wasserlöcher haben leider die Eigenschaft zu gefährlichen Schlammpfützen zu werden, in denen die armen Rinder stecken bleiben. Hört sich im ersten Moment lustig an und ich musste auch zwei Mal hingucken, als ich die erste Kuh in solch einer Lage sah, aber diese armen Lebewesen sterben qualvoll in diesem Gefängnis aus Schlamm und Wasser. Also mussten wir sie da rausbekommen. Ehe ich mich versah warf ich Seile um Kuhhälse, zog sie mit dem Buggy raus (beim ersten Mal ziemliche Überwindungskraft das arme Ding am Hals zu ziehen, aber einzige Möglichkeit, sie herauszubekommen), dann schnell Rückwärtsgang, auf den Hals und Kopf lehnen, damit wir das Seil schnell abbekommen, bevor sie aufsteht und  überlegt ihre Retter lieber anzugreifen als dankbar zu sein (hatten wir nicht nur einmal heute). Leider waren ein paar dieser armen Dinger so schwach, dass wir sie erschießen mussten. Auch da war ich überrascht von mir. Ich dachte ich könne sowas nicht mit ansehen, aber im Gegenteil es war ein seltsames Gefühl, aber da ich wusste das wir die Kuh nur erlösen, konnte ich es mit ansehen.

Wir fuhren den ganzen Tag kreuz und quer über das Gelände. Es ist wirklich mal was anderes. Ich sah schätzungsweise 300 Kängurus und Wildschweine mit ihren Baby´s, Dingos sowie unzählige Arten von Vögeln und Kriechtieren. Nicht zu vergessen die Rinder. Auf diesem Gelände hier leben allein 25.000 bis 30.000 dieser Vierbeinigen Viecher. Und die Erde. Rote Erde über und überall. Vor allem auf mir. Denn in solch einem Buggy hat man nicht wirklich Schutz vor dem Staub Queenslands. So sah ich ziemlich bunt aus am Ende des Tages.

Und auch die Hitze kann ich bisher gut ab. Klar schwitze ich, aber das tun hier alle. Und ich bin unglaublich dankbar, dass wir weite Klamotten zum Arbeiten haben, die wirklich bequem sind. Sonst wäre ich hier schon eingegangen. Heute waren wir 13 Stunden on Tour. Ich bin wirklich stehend kaputt und muss nun ins Bett, weil um 5:30 Uhr meine Nacht schon wieder endet. Fotos gibt es die nächsten Tage/Wochen. Bisher bin ich zu viel damit zu beschäftigt auf mich aufzupassen, da kann ich mein Handy noch nicht mitnehmen und Netz gibt es hier sowieso nur am Farmhaus.

Fazit: Tag zwei auf der Farm überlebt. Bleiben nur noch 86
weitere für das zweite Jahr Visa.
Howwwdy! Let´s go!
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