Zwei Wochen sind schon um. Vierzehn Tage lebe ich nun schon an diesem speziellen Ort! Die Zeit verging wie im Flug und trotzdem bin ich schon voll und ganz ein Teil der Community hier. Ein Part des Chenrezig Institutes. Ein Ort an dem Buddhismus gelehrt und studiert wird. Ein Tempel, eine Gemeinschaft, eine Schule und auch ein Ort des Rückzugs und der Geborgenheit. Chenrezig ist wirklich eine eigene kleine Welt. Eine „Bubble“ mit ganz eigenen Regeln…
Ich bin hier ein Volunteer, ein Ehrenamtlicher, der am Work Exchange Program teilnehmen darf. Das bedeutet ich arbeite 5 Tage die Woche 6 Stunden, inklusive 45 Minuten Pause. Es gibt verschiedene Arbeitsbereiche in denen wir Volunteers tätig sind. So putzen und schrubben wir alles was uns unter die Nase kommt, im Bereich housekeeping; wir sind als kitchenhand und Co-Koch tätig in der Küche des Restaurants (Veganes Essen- unglaublich lecker); beackern die riesigen Landareale im Bereich Grounds oder arbeiten als Barista (Kaffeefee) oder Kellnerin im Café.
Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft ist wirklich einzigartig und ich muss zugeben, dass ich am Anfang die vielen Dankeschöns nicht ganz ernst nehmen konnte, dass ich nicht verstehen konnte, wieso man mir dankt, für die Arbeit, die ich doch laut Dienstplan machen muss. Das alleine zeigt ja schon eine verkorkste Mentalität. Das man ein Dankeschön nicht einfach annehmen kann ohne skeptisch zu hinterfragen… Ich musste lernen mich nicht zu stressen und nicht alles zu 100 Prozent machen zu wollen. Lernen um Hilfe zu bitten, ohne ein Bittsteller zu sein, weil die Leute das gerne machen. Lernen ein Teil des Ganzen zu sein. Nicht mehr und nicht weniger.
Es ist hier wirklich ein besonderer Ort. Es leben hier circa 25-30 Nonnen und Mönche sowie etwa 15 Volunteers und ein paar andere Einwohner. Ich lebe mit Pia in einem Zimmer und mit 4 weiteren Leuten in einem Haus, genannt das Family Center. Pia und ich verstehen uns blind. Sie ist 29, kommt aus Uruguay und ist dort Anwältin und auch aus ihrem Leben ausgebrochen.
Wir zwei machen alles zusammen. Wir sind der Schreck aller hier, denn wo auch immer wir hingehen, wir bombardieren jeden mit Fragen, haben immer Argumente und Diskussionsstoff parat und sind auch sonst ziemlich neugierig und skeptisch.
Ich lese jeden Tag ca 2-4 Stunden englische Philosophie über Buddhismus. Es ist hart zu verstehen, aber es macht mir Super viel Spass!
Ich bin nicht so sehr an dem religiösem Part interessiert, aber die Philosophie ist großartig. Eigentlich sagt es (um es mal kurz zu fassen etwa): du kannst nur glücklich und zufrieden sein, aus dir selbst heraus!
Um zu diesen „erleuchteten“ Zustand zu kommen muss man viel lernen, vor allem über den eigenen Geist. Ich persönlich beschäftige mich viel mit Meditation. Es ist Super schwierig… Und danach fühle ich mich entweder kaputt oder hyperaktiv. Ich bin bekanntlich nicht die Gefuldigste, was bei Meditation leider nicht so hilfreich ist. So wollen meine Gedanken mir partout nicht gehorchen und mein Kopf sucht sich die kreativsten Schlupfwinkel, um sich bloß nicht auf eine geordnete Sache einzulassen… Zwischendurch fällt mir dann auf, dass meine Nase juckt, meine Wirbelsäule zwickt oder ich mit meinen Gedanken schon wieder meilenweit entfernt bin. Arg… Aber ich gebe nicht auf! Ein paar Monate und die Sache wird bestimmt schon besser laufen.
Wir haben hier die Möglichkeit zu vielen Teachings zu gehen und uns Leute anzugucken, die schon wissen wovon die sprechen. Manche Leute sind hier natürlich etwas abgehoben und scheinen den ganzen Tag auf ihrer Wolke umherzuschweifen, andere wiederum nutzen diesen Ort um sich vor der Welt zu verstecken, jeder hat hier wohl einen besonderen Hintergrund (man sucht sich nicht umsonst solch einen Ortaus um zu Sein…). So gibt es hier aber vor allem eine Menge Menschen die scheinen gefunden zu haben, was man zum zufrieden sein braucht. Ich bewundere das.
Vor allem genieße ich, dass ich endlich wieder lernen kann. Studieren über studieren. Und nur für mich. Ich kann sein soviel ich will. Ich stehe um sechs Uhr morgens auf und falle um 9 tot ins Bett. Ich liebe es! Buddhismus erscheint mir großartig! Es ist keine Sekte oder wirre Glaubensgemeinschaft. Zweifel sind erlaubt und Kritiker willkommen.