Heute Morgen habe ich mich in aller Frühe mit Emily getroffen, die so lieb war, mir eine Art Freikarte für ihr Fitnessstudio zu besorgen. So dachten wir uns, machen wir ein kleines Workout, danach Power-Yoga und anschließend treffen wir die anderen Mädels für ein schönes Frühstück.
Großartiger Plan, also quälte ich mich um 6:30 Uhr aus dem Bett und machte mich auf zu Ems. Es war das erste Mal, dass ich hier in Australien in einem Fitnessstudio war und ich entdeckte keine großen Unterschiede zu den Studios in Deutschland. Wir machten also unser Workout und danach noch eine überraschend anstrengende Stunde Yoga – die ich mehr über Kopf und in Hundeposition, als stehend verbrachte – und danach ging es in die Umkleide.
Die Umkleideräume hier kamen mir auch nicht anders vor, als in Deutschland, viele Schließfächer, einige Bänke, Spiegel, Waschbecken und Föne. Alles altbekannt und nicht weiter überraschend. Ich tat also alles genauso, wie ich es auch in Deutschland machen würde: In die Umkleide reinkommen, Sachen aus dem Schließfach nehmen, Ausziehen und auf in die Dusche. So jedenfalls war der Plan.
Als ich jedoch nackt vor meinem Schließfach stand, fing Emily an zu kichern und schließlich brach sie in schallendes Gelächter aus. Ich guckte sie verwirrt an und sie schaffte es zwischen ihren Lachanfällen nur zu sagen: „Jeder kann sehen, dass du Europäer bist. Wenn nicht sogar, dass du Deutsche bist!“ Nun war ich noch verwirrter. Hatte ich irgendwas übersehen an mir?
Ich guckte mich um und an mir herunter. Und plötzlich fiel mir auf, dass ich die einzige Person im Raum war, die nackt war. Alle anderen bedeckten sich mit Handtüchern oder waren angezogen und versuchten angestrengt nicht in meine Richtung zu gucken. Australier und Nacktheit. Irgendwie vertrug sich das nicht sonderlich gut. Obwohl hier alle in mega knappen Shorts und Shirts herumrennen, sieht man hier tatswahrhaftig niemanden Oben-Ohne am Strand. Und obwohl einem die Hitze hier dazu verleitet sich die Klamotten vom Leib zu reißen, verursachen Nackte Tatsachen immer noch Irritationen. Und ich erwähne zur Sicherheit noch, dass ich mich in der FRAUENumkleide befand.
Nun ja, ich kann auch nicht auf alles achten und so stapfte ich mit meinen Handtüchern und Duschzeug unter dem Arm zur Dusche. Wo mich die nächste Überraschung erwartete. Es gab hier nicht etwa eine Gemeinschaftsdusche. Nein, das wäre ja auch zu einfach gewesen… Der gesamte Duschraum war in winzige, klitzekleine Duschkabinen unterteilt, die gerade einmal so groß waren, dass ich und das Wasser reinpassten. Jede der Duschkabinen war mit solch dickem Milchglas versehen, dass man sogar die Konturen der Menschen dort drinnen nur erahnen konnten. Ich blieb perplex stehen und schaute mir das Schauspiel an. Diese Frauen gingen fast vollbekleidet in diese Dusche und kamen geduscht und fertig angezogen wieder raus. Wie sie das in dieser kleinen, nassen Katakombe schaffen…?!?! Es ist mir ein völliges Rätsel. Ich suchte mir ein paar Möglichkeiten meine Handtücher aufzuhängen, denn wenn ich sie mit in diesen Verschlag genommen hätte, dann wären sie anschließend nasser als ich gewesen und ging duschen.