Im roten Herzens Australiens – oder „Schluck Staub!“

Wir schreiben heute Tag 8 meiner Farmerfahrung. Der achte Tag an dem wir zwischen 12 und 14 Stunden täglich arbeiten. Es war eine Woche voller Hoch und Tiefs. Und mehr Tiefs, wenn ich ehrlich sein soll.

Für alle die kein Genörgel hören wollen: Hört nun auf zu lesen. Für alle anderen: Haltet durch!

Die Arbeit ist wirklich hart. Es ist warm und staubig und die Sonne macht es einem nicht einfach den Tag zu überstehen. Die Autos sind zwar mit einer Klimaanlage ausgestattet, aber davon bekomme ich wie immer nur trockene Nebenhöhlen und Ohrenschmerzen. Heute wurde ich 6 Stunden lang in einem Auto gebraten. Mein Thermometer zeigte auch nur läppische 49 Grad an…
Ich trinke am Tag circa 4-5 Liter Wasser und schwitze alles gleich wieder aus. Gut, dass ich hier nicht alleine bin. Pia und ich päppeln uns am Abend immer gegenseitig wieder auf. Ohne sie hätte ich glaube ich, nach drei Tagen geschmissen. Ich konnte nicht schlafen, weil es so warm war und mein Ventilator nicht der Beste ist. Er ist so laut, dass ich mehr Angst habe, dass er nachts von der Decke fällt und mich killt, als im Warmen zu schlafen. So war ich nach zwei Nächsten ohne viel Schlaf einfach nur am Ende.

Zeit für mich habe ich hier kaum. Ich weiß nicht, wer mir den Floh ins Ohr gesetzt hat, dass die Farmarbeit eine relaxte Zeit wird, mit viel Langeweile… Mein Farmer weiß davon jedenfalls nichts. Seit zwei Tagen haben wir uns wenigstens von der abendlichen Dinner Verpflichtung losgeeist und können wenigstens die Abende alleine verbringen. Sonst mussten wir immer zwischen 19 und 21 Uhr im Herrenhaus sein und mit dem Landlord-Ehepaar zusammen speisen. Das war nicht immer so entspannt.

Der Akzent den die Leute hier im Busch drauf haben, kombiniert mit einer leisen Stimme und manchem Gemurmel, macht es uns nicht leicht, alles zu verstehen. Hinzukommt, dass ich viele der Wörter (besonders für Werkzeuge oder den Rinderbetrieb) nicht mal im Deutschen kenne. So müssen wir oft nachfragen und das kommt leider nicht bei allen gut an…

Morgen haben wir einen Tag frei. Wir konnten nun aushandeln, dass wir jeden Sonntag für uns haben. Und so wie es aussieht, werden wir auch über Silvester ein paar freie Tage bekommen. Dann kann ich endlich wieder nach Brisbane, habe schon Sehnsucht. Das motiviert mich natürlich und dazu kommt, dass wir wirklich gut bezahlt werden. Ein zusätzlicher Antrieb. Und leider nicht mehr selbstverständlich hier.

Ich werde mich wohl an die Hitze, den Staub und den ständigen Durst gewöhnen müssen. Ich meine die Gegend ist trotz all des Staubes einfach traumhaft. Solche Weiten habe ich noch nie gesehen.
Die Arbeit an sich macht mir eigentlich auch Spaß. Du hast das Gefühl, dass du gebraucht wirst, du siehst was du tust und du kannst was bewirken (für mich als Schreibtisch-Matador ja nicht so selbstverständlich). Ich habe auch schon tolle Freunde gefunden.

Mir würden allerdings 10 statt 12 Stunden täglich auch reichen. Abends falle ich einfach nur tot ins Bett, nach einer kurzen Yogaeinheit um meine Muskeln irgendwie wieder fit zu kriegen. Das positive ist, dass ich wirklich viel lerne. Und jeden Tag, so habe ich das Gefühl, kommen wir besser mit den Leuten hier klar. Einige sind wirklich wunderbar, Andere brauchen ihre Zeit um aufzutauen. Und mich stört ein wenig, dass Backpacker für wieder Andere, scheinbar nur Menschen zweiter Klasse sind. Wer weiß, vielleicht kann ich ihnen das Gegenteil beweisen. Vielleicht können sie mir auch nur den Buckel runter rutschen. Wir werden sehen.

8 Tage geschafft. 80 Tage bleiben. Auf in den Kampf.

PS: Motivations- und Mitleidsbekundungen für diese Situation nehme ich gerne entgegen, auch wenn ich sie mir selber eingebrockt habe.
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