Gestern wollte ich hier in Brisbane auf ein Konzert gehen. Die Location sollte ein altes Kino sein und das hörte sich vielversprechend an. Die Band die dort spielte, heißt Lunar Season und da ich einige Bandmitglieder gut kenne wollte ich sie nun auch endlich mal spielen hören. Eigentlich eine gute Planung, wer hätte ahnen können, dass der Abend dann doch ganz anders verlaufen sollte…
Meine Entscheidung fiel auf ein blaues Kleid mit einem eher 60er oder 70er Jahre Schnitt. Ich hatte das Teil noch nie an und es mir einfach mal in einem Anfall von Kaufrausch erstanden und dann nie wieder angeguckt. Mit einem schwarzen Tuch als Gürtel gepimpt (Backpacker müssen kreativ sein) und schwarze Stiefel dazu, habe ich mich dann direkt wie der blaue Power Ranger gefühlt. Ich weiß nicht wie ich darauf kam, aber den ganzen Abend begleitete mich dieses Gefühl, wahrscheinlich unterstützt von ein paar Gläschen Wein nach einer dicken Erkältung. In dieser guten Stimmung habe ich dann auch gleich die Toilette der Location genutzt um ein paar Selfies zu schießen. Wundervoll, wenn man die dann am nächsten Tag mal genauer betrachtet.
Tolle Selfie Location |
Die Band Lunar Season die wir uns ansehen wollten, spielt Rock/ Grunge und ist damit eigentlich nicht wirklich mein Fall. Da allerdings nicht sooo viele Zuschauer da waren, habe ich mich motiviert in die erste Reihe des alten Kinos gesetzt und habe das auch sogleich, nach den ersten gespielten Takten, bereut. Ich wurde an die Wand gespielt. Es war so unglaublich laut. Gefühlte 5 Lieder später war das Ganze dann allerdings auch schon vorbei. Mir erklärte man, dass sei normal für Gigs relativ unbekannter Bands, die würden hier immer nur ein paar Songs zum besten geben und dann ist Schluss.
1. Reihe |
Da wir uns mitten in der Valley befanden, ein Stadtteil in Brisbane, der bekannt für sein Nachtleben ist, wollte ich noch nicht wieder nach Hause. Und ich weiß nicht so genau, wer dann letzten Endes die Idee hatte, spielt auch keine Rolle… Wir endeten jedenfalls damit, dass wir beschlossen in einen Stripclub zu gehen. Wir waren nur zwei Mädels und ein Haufen Kerle, die uns begeistert erzählten, dass man schon für 5 Dollar einen Lap Dance bekommen würde.
Hier mal eben die Wikipedia Beschreibung für Unwissende: „Bei einer speziellen Variante des Tabledance, dem Lapdance (engl. lap = der Schoß), tanzt der Tänzer zwischen den Beinen des sitzenden Gastes oder setzt sich auf dessen Schoß, um sich zur Musik zu bewegen oder einen Geschlechtsverkehr in sitzender Position zu imitieren. Dabei ist ein gewisses Maß an physischem Kontakt und Berührungen zwischen Tänzer und Gast gegebenenfalls möglich.“
Großartig dachte ich mir, ich fühle mich wie ein Power Ranger, was soll schon schief gehen. Ich fand mich als 10 Minuten später, mit einem völlig überteuerten Getränk in der Hand im Dämmerlicht, auf einem plastik-überzogendem Sofa wieder, welches sich um eine große Bühne mit Pole-Dance-Stangen schlängelte. Dort saß ich dann und war erstmal ein wenig baff, wie viele halbnackte Frauen denn da überall rumliefen, tanzten und sich um die Stangen wickelten. Ich war zwar schon mal in einem Strip Club, aber irgendwie nicht in solch einem Etablissement. Es stellte sich heraus, dass der DJ verschiedene Musiksets spielte, dessen Musikrichtungen wechselten von HipHop über Techno zu Rock und und und… Jedes Mal kamen neue Mädels aus der Garderobe und schwärmten aus. Mich fragten gefühlte 100 Frauen ob ich einen Lap Dance haben will und ich sagte immer nein.
Es wurde später und ich begann irgendwann mich zu entspannen und zwar genau so lange, bis einer meiner Begleiter mir einen Tanz spendierte. Das Mädel fand es sichtlich amüsant für eine Frau zu tanzen. Genau wie alle anderen Typen in diesem Club. Es wurde gegrinst und gestarrt und ehe ich mich versah, war der Tanz dann auch schon vorbei. Die Einzelheiten behalte ich nun einfach mal für mich, wir müssen ja auch nicht alles breittreten. Ich kann nur sagen, es war eine einmalige Erfahrung. Ja, ich denke, dass trifft es so ziemlich genau.
Ich bewundere die Frauen die den Mut aufbringen ihre Körper so zu Schau zu stellen und für (hauptsächlich) Männer zu tanzen. Ich könnte das nicht. Es ist eine Fleischbeschau. Du wirst komplett auf dein Äußeres reduziert und die Blicke, die einige der Herren dir zuwerfen machen mir schon Gänsehaut. Aber naja. Nun bin ich 28 und hatte meinen ersten Lap Dance.
Verrückt dieses Leben. Ich sage es ja immer wieder. Einfach wundervoll verrückt.