Von heißen Surfertypen

Gestern Nachmittag, der Himmel ließ gerade alles raus, was er zu geben hatte, klingelte mein Telefon. Es war Jo, eine wunderbare Schwedin, die ich hier kennengelernt habe. Sie fragte mich, ob wir nicht nach Byron fahren wollen, ausgehen und dann am Montagvormittag ein wenig surfen wollen. Byron sind nur 150 km von Brisbane aus. Ich habe ein Auto und nebenbei noch ein Surf- und ein Bodyboard. Also fix Sachen gepackt und los!

Wir kamen um 18 Uhr im stockdunklen Byron an, kauften uns was zu knabbern und hockten uns an den Strand, trafen ein paar Bekannte und gingen dann in eine der unzähligen Bars mit Livemusik. Da ich Fahrer war, konnte ich auch nicht so viel Geld ausgeben. Also genoss ich einfach nur die Musik und schlenderte dann mit Jo noch stundenlang durch die City. Die Stadt war voll von Leuten, die mit Matsch beschmiert und in Gummistiefeln steckten, da am Wochenende ein großes Festival in Byron war. Es war sehr lustig und wir genossen den Abend.

In keiner anderen City sind langhaarige, blonde, durchtrainierte Surfertypen wohl so normal wie in Byron. Sie sind einfach überall: Am Strand mit der Gitarre, lässig mit der Hüfte wippend in einem Pub, mit einem Pizzakarton unter dem Arm auf dem Skateboard, auf dem Fahrrad mit dem Surfboard in der Hand. Weit und breit nichts anderes. Ich glaube insgeheim muss man irgendeinen Schönheitswettbewerb bestehen, damit man sich in dieser City niederlassen darf und man muss natürlich exzellent surfen können. Allein die Art und Weise wie sie ihre Haare tragen ist schon einfach besonders umwerfend.

Surfspot in Byron

Und um Mitternacht war es dann soweit: Meine erste Nacht mit Paul (ich betone nochmals, dass es sich hierbei um meinen Mitsubishi MagnaWagon handelt). Wir suchten uns, zusammen mit Jo, ein lauschiges Plätzchen. Was in Byron gar nicht so einfach ist. Die meisten Parkflächen muss man teuer bezahlen und im Auto nächtigen darf man dort nur gegen eine Strafgebühr von 500$. Also suchten wir uns ein lauschiges Wohngebiet, so dachten wir jedenfalls in der Dunkelheit, und bereiteten uns auf die Nacht vor.

Und ich sags euch. Man hat mir nicht zu viel versprochen! Paul ist besser als jedes verdammte Kingsize-Bett! Er hat einen überdimensionalen Kofferraum. Da passen locker zwei, wenn nicht sogar drei Menschen nebeneinander rein. Und ich habe wunderbar flauschige, lila Bettwäsche für meine Decken und Kissen. Ein weiterer wunderbarer Nebeneffekt ist, dass wenn ich mich mit dem Kopf zur Kofferraumklappe lege, ich den Sternenhimmel aus dem Auto heraus beobachten kann. Und wer schon mal in der südlichen Hemisphäre war, der weiß, dass der verdammte Sternenhimmel hier einfach atemberaubend ist. Und ich kann diesen Himmel nun von meinem Bett aus sehen.

Kofferraum
Noch lange nicht voll!

Die Nacht war ruhig und wunderbar. Der nächste morgen war hingegen recht abenteuerlich, nachdem wir feststellten, dass wir wirklich direkt an der Hauptstraße schliefen und uns einige Menschen nett zuwinkten, beeilten wir uns und machten uns auf in die Stadt um bei, ja natürlich, ALDI Frühstück zu kaufen. Mit Obst und Cottage-Cheese bewaffnetet ging es ab an den Strand. Hier beobachteten wir Delphine und Surfer und genossen den Morgen. Das ist einer diese Momente wo mir wieder klar wird, dass ich endlich angefangen habe zu leben und zwar meinen Traum! 

Nach dem Frühstück bummelten wir ein wenig durch die Stadt und dann gingen wir selbst an den Strand. Es war ein wolkenreicher Tag und recht kühl (19 Grad). Das Meer war rau und ich war ein wenig skeptisch meine Surfkünste bei dem Wetter zu probieren, aber was solls. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wir wärmten und auf mit einem Joggingtrip und dann stürzten wir uns in die Fluten. Jo, die schon ein wenig mehr Routine hatte, mit dem Surfboard und ich mit meinem kleinen, aber feinen Bodyboard. Ich meine mal abgesehen davon, dass ich mich fühle wie ein verdammter Idiot in meinem nassen T-Shirt und meinem kleinen Bodyboard, abgekämpft, gegen die starke Strömung anpaddelnd, neben allen coolen, unglaublich schönen, durchtrainierten, routinierten Australiern, lief es ganz gut. Ich bin jedenfalls nicht ertrunken, habe kein Wasser geschluckt und bin auch nicht abgetrieben (was verflucht knapp war). Es gibt also Hoffnung. Das nächste Mal werde ich mal das Surfboard ausprobieren, denke ich, vielleicht. Naja mal schauen. 

Nachdem kleinen Beachsauflug
Die Sina und die Josefin

Es war jedenfalls ein verflucht gelungener Ausflug. Gerne wieder. Und wer nun neidisch ist, ich muss mich jetzt auch fertig machen und arbeiten. Obwohl einem das nach so einem Start in den Tag ziemlich egal ist…

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