Busfahren, eine Wissenschaft für sich

Gerade in den großen Städten Australiens ist es ein Horror mit dem Auto unterwegs zu sein. Gar nicht unbedingt das Auto von A nach B zu bewegen, das ist mal abgesehen von dem Verkehrsaufkommen sogar recht einfach. Das heißt, wenn man nicht ausversehen auf eine der „Toll-Roads“ gerät, deren Benutzung man bezahlen muss, oder sich plötzlich in einem Tunnel wiederfindet, der einen 6 Kilometer weit am anderen Ende der Stadt erst wieder ausspuckt… Aber nun ja, kann ja mal passieren, besonders mir, da ich den Orientierungssinn eines Toastbrotes besitze.

Normalerweise fahre ich in großen Städten mit den angebotenen öffentlichen Verkehrsmitteln, was sich dann in den meisten Städten ziemlich genau auf Bus, Bahn und Fähre beschränkt. Gerade wenn man auf den Weg in die Randgebiete der Stadt ist, dann ist die einzige wirkliche Alternative der Bus. Das hört sich nun recht einfach an, aber ich sage euch: Busfahren in Australien ist eine echte Wissenschaft für sich.

Bus Stop:

Es geht los mit den Bushaltestellen. Die sind durch ein Schild gekennzeichnet und gut zu erkennen, manchmal wird auch ein kleiner Unterstand geboten. Nun heißt es nur noch, die Richtige zu finden. Jeder Bus hat nämlich seine eigene kleine Bushaltestelle, wo er abfährt. Erkennbar nur auf kleinen Schildern, an die man bis auf einen Meter ran gehen muss, um was lesen zu können. Auf diesen Schildern befinden sich zudem die Abfahrzeiten des spezifischen Busses. Dazu nur ein Tipp: GLAUBT KEIN WORT DAVON!!! Australien hält sich einfach partout nicht an Zeitangaben. Der Bus kommt, wenn er kommt. Und wenn er nicht kommt, dann wartet man halt länger. Ihr könnt euch vorstellen, wie geschockt und verwirrt ich am Anfang davon war, vor allem wir Deutschen sind ja sehr genau mit diesen Zeitangaben.

Einsteigen:

Dann kommen wir zum nächsten Problem. Busse stoppen in Australien nicht automatisch. Könnt ja jeder kommen. Erst wenn man sich sichtbar und vor allem rechtzeitig an der Bushaltestelle aufbaut, den Busfahrer in die Augen starrt und winkend auf sich aufmerksam macht, dann kann man Glück haben, dass er auch abbremst.

Bezahlen:

Auch das bezahlen ist recht eigensinnig in Australien. Es gibt kleine Chipkarten, die man gegen 10 Dollar Pfand erhält und aufladen kann, dass spart einem Geld und Nerven im Vergleich zum Bar bezahlen. Besonders den „Nerven“ Punkt sollte man hier nicht unterschätzen. Mit der kleinen Karte, hier in Brisbane „Go Card“ genannt, hüpft man in den Bus und scannt sie zu Beginn der
Fahrt einfach ein und dann abschließen noch einmal, wenn man aussteigen möchte. Geld wird abgebucht und fertig!

Go Card Brisbane

Falls man diese Karte allerdings gerade nicht parat hat oder auch kein Geld drauf hat, dann muss man hoffen, dass man ein Ticket kaufen kann. Das ist nicht immer möglich, manche Linien laufen nur auf Go Card. Hat man einen Bus gefunden, der auch Bargeld annimmt, heißt das noch lange nicht, dass man ein Ticket kaufen kann. Der Busfahrer hat nämlich meistens keine Ahnung wo sich die gewünschte Haltestelle befindet und welchen Tarif für welche Zone er berechnen muss. Oder er hat kein Wechselgeld parat… Ich habe sehr schnell gelernt immer eine aufgeladene Go Card dabei zu haben.

Die Fahrt:

Die eigentliche Fahrt ist recht abenteuerreich. Busfahrer haben irgendwie eine andere Einstellung zu Entfernungen und Geschwindigkeiten als ich. So kommt es nicht selten vor, dass mich abruptes Abbremsen von links nach rechts schleudert (Anschnallgurte gibt es nicht). Zudem nehme ich immer einen Schal mit in den Bus oder auch einen Pullover, denn die Klimaanlagen sind auf gefüllte -10 Grad eingestellt. So wird einem während der ganzen Fahrt unkontrollierte Polarwinde ins Gesicht geblasen. Wunderschön um einen steifen Nacken zu bekommen. Trinken und Essen ist übrigens verboten und wird mit Geldstrafen bestraft. Das wiederrum finde ich gar nicht so schlecht, so muss man sich wenigstens keine Sitzbank mit einem nach Fett riechenden Take-Away-Essen teilen.

Aussteigen:

Um aussteigen zu wollen, sollte man am Zielort angekommen sein. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn weder im Bus, noch an den Haltestellen findet man eine Information, welche Haltestellen der Bus nun eigentlich anfährt. Das bedeutet, man sollte vorher im Internet kontrollieren, welche Linie einen nun wirklich ans Ziel bringt. Dann muss man während der Fahrt angestrengt aus dem Fenster starren, um seine Haltestelle früh genug zu entdecken. Und ich meine hier FRÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜH genug. Denn die Busse halten nur an, wenn man rechtzeitig den beliebten „Stop:Button“ drückt. So bin ich schon des Öfteren an meiner Haltestelle vorbeigerauscht und durfte von der nächsten zu Fuß latschen. Im Bus wird nämlich auch nicht angesagt welche die nächste Station ist, noch gibt es eine Anzeige dafür. Ein weiterer Schwierigkeitsgrad kommt hinzu, da die Scheiben des Busses alle getönt sind. Ich setze mich immer so, dass ich aus der Windschutzscheibe (einzig nicht getönte Scheibe) rausgucken kann, damit habe ich die beste Wahrscheinlichkeit gefunden, meine Haltestelle rechtzeitig zu sehen. Wenn man seinen Weg kennt, dann ist alles natürlich nicht so dramatisch, aber leider trifft das für mich in den wenigstens Fällen zu. Ich helfe mir oftmals damit, dass ich mein Smartphone Navigationssystem mitlaufen lasse, so weiß ich wenigstens, wo ich bin und wann ich meinem Ziel näher komme.

Am Ende:

Hat man es geschafft rechtzeitig den Stop.Knopf zu drücken und seine Go Card gescannt, dann darf man bloß nicht vergessen, sich beim Busfahrer lauthals zu bedanken. Das machen hier alle und ist sehr wichtig, vergisst du es, wirst du mit einem Todesblick bestraft, den keiner gut verkraften kann.

Busfahren ist Australien ist also ein wenig anders. Wunderbar verwirrend und irgendwie ein wenig seltsam, aber wenn man alles mit einbezieht, dann ist es die günstigste Alternative um von A nach B zu kommen. Und irgendwie ist es ja auch lustig. 
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