Seelenleben – Hochsensibel

Gedankenkarusselle, tiefe Freude und intensive Traurigkeit, Vergebung und Mitleid, Verständnis und Verletzlichkeit. Stimmungsschwankungen, Sorgen und Ängste. Perfektionismus und Empathievermögen.

Das sind Zustände, die mir nur zu gut bekannt sind. Gutgemeinte Ratschläge wie

• „aufhören über etwas nachzudenken“
• „du kannst nicht jeden retten“
• „Dinge mal gut sein lassen“

bringen mich nicht weiter. Für mich ist es oftmals ein harter Kampf, mit meinem Emotionen und somit mit mir selbst im Reinen zu sein. Für Freunde und Familie war es sicherlich nicht immer leicht, mit mir umzugehen.

Seitdem ich mir eingestanden habe, dass ich das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensibilität habe, fällt es mir leichter, mich selbst zu verstehen. Dabei habe ich lange versucht, so zu funktionieren, wie alle um mich herum. Aber am Ende bin ich damit wahrlich gescheitert. Das war der Zeitpunkt, als ich nach Australien gegangen bin. Eine Entscheidung, die alles verändert hat.

Was bedeutet Hochsensibilität?

Wusstest ihr, dass ungefähr jeder 5. Mensch Hochsensibel ist? Das bedeutet, wenn du zu dieser Gruppe gehörst, dann erlebst du Emotionen intensiver als die Menschen um dich herum. Du kannst Stimmungen schnell einschätzen und auf sie reagieren. Es fällt dir leicht Menschen einzuschätzen und du merkst auch oftmals, wenn jemand lügt. Andere Leute kommen gerne mit Problemen zu dir und du bist gut im Zuhören sowie im Ratschläge geben.

Allerdings bist du auch schneller müde und erschöpft, weil du viel mehr Eindrücke und Emotionen aufnimmst und dich viel mehr mit ihnen beschäftigst. Ein Lied, ein Film oder ein schönes Naturerlebnis können dir sehr nah gehen. Mitgefühl wird schnell zu Mitleid. Probleme aber auch Freude lassen dich nicht mehr los. Ängste bauen sich schnell auf und Traurigkeit wird sehr intensiv empfunden, sehr oft wird geweint. Daher sind Hochsensible Menschen auch anfälliger für Depressionen und Angststörungen.

Du bist vielleicht ein wunderbarer Geschichtenerzähler, da du die Gabe hast Emotionen und Geschehnisse nachzuvollziehen und sie dann naturgetreu weiterzugeben. Mit Kritik umzugehen ist für die meisten hingegen sehr schwer. Als HSP (Highly Sensitive Person) nimmst du alles sehr persönlich, fühlst dich schnell verletzt. Daher versuchen einige unter uns alles, um keine Angriffsflächen zu bieten und nicht kritisiert werden zu können. Auch „Nein“ zu sagen, fällt schwer. Du tust lieber was, auf das du vielleicht sogar keine Lust hast, bevor du Jemandes Gefühle verletzen würdest.

Hochsensible Menschen sind besonderns empfänglich für Reize

Du neigst dazu Emotionen schnell und überdeutlich zu zeigen, erwartest das aber auch von anderen Menschen, was häufig Enttäuschung nach sich zieht. Du willst niemanden verletzen und grübelst über die Auswirkungen deines Tuns nach. Laute Geräusche, raue Materialien, schlechte Schwingungen, die tagtäglichen Nachrichten – alles nimmst du anders wahr. Geht dir näher, tiefer und schneller unter die Haut, als deinem Gegenüber. Dafür nimmst du auch die Kleinigkeiten, die Details eher wahr. Freust dich über andere Dinge und kannst das Leben auf deine eigene Art genießen.

Emotionen sind für dich an alles gekoppelt. Orte, Menschen, Gerüche, Laute – Alles löst Emotionen aus. Oftmals ist Hochsensibilität auch vererbbar, so dass du nicht die einzige Person in deiner Familie bist, der das so geht. Du bist nicht alleine in diesem emotionalen Chaos.

Du sehnst dich nach tiefgründigen Gesprächen und reagierst sehr empfindlich auf negative Personen in deinem Umfeld. Alles was du tust, tust du 100% und mit Herzblut, nicht selten perfektionistisch veranlagt.

Das sind nur einige Beispiele, die eine HSP ausmachen.

Chance statt Hindernis

Seitdem ich akzeptierte, wie ich empfinde, konnte ich anfangen mich zu akzeptieren. Habe zum Beispiel mit Yoga und Meditation Mittel und Wege gefunden, wie ich meine Gedankenkarusselle stoppen und meine Emotionen loslassen kann.

Ich bin stolz darauf, dass ich die kleinen Dinge im Leben schätzen kann. Ich schöpfe Kraft aus der Tatsache, dass ich nicht bereit bin Missstände zu akzeptieren. Ich bin dankbar, dass ich solch eine Liebe empfinden kann. Ich genieße es, Menschen zu helfen. Ich nehme meine Ängste ernst, lasse mich aber nicht mehr von ihnen beherrschen. Ich setze Prioritäten, wie ich meine Zeit verbringe.

Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, dann schaut mal hier:

http://www.zartbesaitet.net/

http://hsperson.com/ (englisch)

http://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-die-kraft-des-fuehlens/1441512

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