Von der Insel: Free Hugs, Yoga und Kriechtiere

Nach ein paar turbulenten Tagen in einer Großstadt wie Bangkok, habe ich mich schon nach Meer und Sonne gesehnt. Und auch nach Stille. Bangkok ist einfach ohrenbetäubend laut.

Wir sind dann in einem nervenstrapazierenden Trip (Kurzfassung: 12 Stunden Tiefkühlbus, 3 Stunden Wallapampa im Moskitonest, 4 Stunden wilde Fährenfahrt) auf Ko Pha-ngan angekommen, eine Insel im Golf von Thailand. Hier habe ich mich in einem Yoga Camp beworben.

Ko Pha-ngan aus meiner Sicht
Ko Pha-ngan aus meiner Sicht

Auf der Insel Ko Pha-ngan

Ich habe mich direkt wohlgefühlt. Als Asienneuling kann ich sagen, dass die Insel schon ein Goldstück ist, mit wundervollen Stränden, spektakulären Wasserfarben, Palmen wohin das Auge schaut und auch nicht so überfüllt. Leider ist diese kleine Insel ein wenig verschrien, aufgrund der unzähligen Fullmoon-Parties, die hier regelmäßig stattfinden. Ich bin allerdings am komplett anderen Ende der Insel und hier ist eher alles auf Gesundheit. Yoga, Reiki und Gemütlichkeit getrimmt. Genau das, was ich wollte.

Allen Grund zum strahlen
Allen Grund zum strahlen

Ankunft in meinem Camp – Samma Karuna

Ich habe mich hier bei Samma Karuna beworben, ein „Awakening & Healing Camp“, das sich auf Yoga, Meditation und das Glücklich-Sein spezialisiert hat. Ich werde hier 4 Wochen ehrenamtlich mitarbeiten. Das bedeutet, dass ich am Tag ca. 2,5 Stunden mithelfe und dafür alle Kurse und Workshops besuchen kann. Danach möchte ich dann meinen ersten Yoga Teacher machen. Ein Traum, den ich wohl so richtig in Australien entwickelt habe.

Ich muss sagen, ich bin wirklich schnell runter gekommen und wieder in Reisestimmung gekommen. Dafür, dass ich erst 1,5 Wochen unterwegs bin, fühle ich mich schon unglaublich entspannt und angekommen. Ich wohne hier in verschiedenen Bungalows, da die Insel noch ziemlich voll ist und habe nun ab Morgen dann einen für die nächsten Wochen bekommen. Die Nacht kostet in etwa 7 Euro pro Nacht. Der absolute Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass ich dafür ein kleines Zuhause habe.

Mein Blick aus unserem Bungalow
Mein Blick aus unserem Bungalow

Meine Ankunft im Yoga Camp war recht lustig. Typisch Deutsch, kam ich natürlich pünktlich um 10:50 Uhr morgens (11 Uhr war Beginn) und hatte dann bis 11:30 Uhr zu warten, bis dann die anderen auch alle mal aufgeschlagen sind. Generell sind die Menschen ziemlich entspannt hier, was Zeitangaben angeht… Daran werde ich mich glaube ich niemals gewöhnen.

Nun ja, nachdem der Leiter des Ganzen (Ischi—aus Urugay) uns willkommen hieß, durften wir uns dann in verschiedene Arbeitsgruppen einteilen lassen. Ischi sagte uns, dass wir uns auch in Gruppen einschreiben sollen, die nicht in unserer Comfort Zone liegen. Ich wählte einfach das stereotypischste, was mir eingefallen ist und mir am meisten Kopfschütteln bereitet: Die „Free Hugs-Campaign“ (Gratis-Umarmungen-Kampagne), neben diversen Schichten im Welcome Center und auch Tierpflege.

Die Free Hugs-Campaign

Okay. Und heute war es dann soweit. Sina war in der Free Hugs Gruppe. Was habe ich mir da nur eingebrockt? Diese Umarmungssache ist nämlich wirklich so eine Sache… Ich meine wieso will man Fremde umarmen? Und mit umarmen meine ich laaaaaange umarmen. So richtig so, dass ich in meinem deutschen Gehirn schon direkt weglaufen will und verkrampfe. Aber nun gut. Wieso nicht mal Dinge tun, die man in der Realität definitiv nicht tun würde.

Kurze Instruktionen bekommen:

To Do´s
To Do´s

Dann ging es los. Ausgestattet mit einem Kampagnen T-Shirt (Free Hugs – Because the best things in life are free) ging es los auf die Straße. Marketingarbeit der etwas anderen Art. Heute war dann auch noch der heißeste Tag (32 Grad) und ich freute mich riesig, schwitzende Menschen zu drücken. Wieso mache ich das nochmal gleich? Aaaah ja, Komfortzone und über sich hinauswachsen. Da war ja was… Also ran an die Menschen. Zusammen mit Kristin, einer Amerikanerin, die die letzten 4 Jahre in Südkorea als Lehrerin gearbeitet hat, wagte ich mich auf die Straße. Und ich muss sagen, nach einer Stunde ging es. Die Leute schauten zwar schräg, aber wenn wir erklärten, dass wir von Samma Karuna kommen und Ihnen auch gerne einen Yoga Gutschein aushändigen können, dann war dieses Umarmen plötzlich völlig legitim. Das ganze dauerte 3 Stunden und ich war am Ende auch ganz schön platt.

Free Hugs Team
Free Hugs Team

Fazit: Ich muss das nicht machen. Ich mag es Menschen zu berühren und liebe herzliche Umarmungen. Aber ich muss das nicht mit völlig Fremden machen. Interessant war es zu bemerken, dass Zurückweisungen auch hier kein schönes Gefühl hinterlassen und einen faden Nachgeschmack für den nächsten Versuch geben. Eigentlich kann es einem ja völlig egal sein, ob der Mensch vor mir, mich nun drückt oder nicht. Außerdem muss ich gestehen, dass es mich ein wenig nervt, dass Yoga Camps mit ständigem Dauerkuscheln gleichgesetzt werden. Das ist es bestimmt nicht, was ich hieraus ziehe. Aber nun ja, Aufgabe gemeistert und es war gar nicht so schlimm, wie erwartet. Ich werde das in den nächsten Wochen vielleicht noch einmal machen.

Ansonsten gefällt mir der Unterricht gut. Ich stresse mich nicht und gehe nur zu den Kursen, auf die ich Lust habe und akklimatisiere mich erstmal. Theoretisch sollen wir 3 Kurse am Tag besuchen. Mal schauen, ob ich das nächste Woche dann hinbekomme, wenn ich dann auch einen festen Bungalow habe. Und der Muskelkater nicht mehr so schlimm ist…

Momentan genieße ich einfach alles. Den Moment. Das Leben. Das Meer. Die Sonne. Das Essen. Marcel. Einfach alles.

Wenn da nur diese Krabbeltiere nicht wären…

Aaaaah eine Sache noch. Als frisch angereister Europäer, bin ich hier scheinbar ein lebendiges Buffet für Moskitos jeglicher Art, trotz Insektenspray werde ich gefressen. Wirklich der Wahnsinn, schlafen ohne Moskitonetz ist unvorstellbar. Ansonsten gibt es hier allerlei Kriechgetier, seit Australien auch echt kein Problem für mich, vor allem weil mich hier längst nicht so viel töten kann. Aber als ich eines Nachts aufwachte und diesen Prachtkerl neben mir entdeckt, musste ich schon dreimal schlucken, bevor ich weiterschlafen konnte….

Nächtliche Besucher...
Nächtliche Besucher…

In diesem Sinne. Einen schönen Tag euch.

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